Jahresrückblick 2014 des Rauhhaardackels Zirbel

Familienzuwachs

In der Zeit, in der die Blätter sich verfärbten und von den Bäumen fielen, kam in unseren Haushalt Raja, eine hübsche und resolute Dackeldame. Diese durfte ich nach der kalten, weißen Zeit decken. Auf eins, zwei war sie so unnahbar, dass ich mich nicht mehr auskannte. Nach Wochen war sie dick und wollte mit mir nicht mehr um die Wette laufen. Der Grund wurde mir dann klar, als auf einmal vier wilde Kleine mich überall, auch an sehr empfindlichen Stellen, zwickten. Mir blieb nichts anderes übrig, als mich auf die Bank, auf die sie noch nicht raufspringen konnten, zu flüchten. Nicht genug, Raja, meine Liebste, verscheuchte mich mit all ihr zu Verfügung stehenden Mitteln. Das war der zweite Grund mich von ihnen fern zu halten, obwohl ich schon sehr neugierig auf unseren Nachwuchs war.

Adlerattacke

Als die „Frechdackel“ fit genug waren, ging mein Herrl öfters mit uns auf der Alm spazieren. Einmal nahm ich mir eine Auszeit vom Vaterstress. Als ein wunderbarer Fuchsduft mich auf die Beine brachte, hatte ein Adler mich schon im Auge und als Beute angepeilt. Mein Herrl schrie, um ihn zu vertreiben und lief mir zu Hilfe. In der Zwischenzeit stieß der Vogel 5 bis 6 Mal auf mich runter. Flink wie ich war, konnte ich ihm immer wieder ausweichen, bis ich endlich Deckung fand, in die ich mich mit rasendem Herz zwängte. Das war knapp! Bruno, mein Herrl, war in einem Weltrekordsprint die 400 Höhenmeter zu mir „geflogen“. Seine Angst um mich konnte ich riechen. Zu zweit stiegen wir in enger Eintracht zum Bach hinunter. Trotzdem ließ uns der große Vogel nicht aus den Augen, blieb auf seinem Aussichtsplatz geduldig sitzen.

Im Fuchsbau gefangen

Zwei Nächte später: Um unser Haus zog ein Fuchs, der es auf unsere Hennen abgesehen hatte, seine Spur. Wir, Raja und meine Wenigkeit, taten unsere Pflicht und jagten hinter ihm her. Der Feigling hatte sich in seinen Felsbau verdrückt und rechnete nicht mit unserem Mut. Ich zwängte mich mit „Hundsschanden“ in den Bau. Raja tat sich leichter, weil sie nicht so eine stattliche Männerbrust wie ich hat! Ratzfatz ging es rund im Bau. Meister Reineke wollte seinem schlauen Ruf gerecht werden und flüchten. Das verhinderte aber meine Raja, indem sie ihm den Ausgang versperrte. Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und beförderte ihn in die ewigen Jagdgründe. Mit Schrecken stellte ich dann fest, dass er die Röhre blockierte. Raja lief in meinem Auftrag, um Hilfe bei unserem Herrl zu holen. Wie wir ja wissen, verstehen die Menschen unsere Sprache schlecht bis gar nicht. Drei Tage musste ich neben meinem toten Rivalen ausharren. Meine Versuche hier heraus zu kommen schlugen fehl. Trotz der langen Wartezeit vertraute ich darauf, dass meine Lieben alle Hebel in Bewegung setzen würden, um mich zu finden. Mein Vertrauen wurde nicht enttäuscht. Freunde meines Frauerl und Herrl, Sepp, Christoph und Reini, haben mich gemeinsam mit Bruno gesucht. Sepp, der beim TJV Jagdhundereferent ist, und seine Wachteln, die ich schon längere Zeit zu meinen Freunden zählen darf, hörten und was noch wichtiger war, erkannten mein Bellen aus einem Kilometer Entfernung! Sepp führte alle zu dem Felsenbau, in dem ich gefangen war. Sie kamen mit Pickeln, Brecheisen und ihrer geballten Männerkraft, um mich aus dieser misslichen Lage zu befreien. Zwei Stunden schweißtreibender Arbeit waren nötig und ich war frei!

Schwer geschlagen bei einer Saujagd

Einige Zeit verstrich, bis ich wieder der Alte war. Es kam ja bald die Zeit, in der ich mit meinem Herrl auf Saujagd gehen durfte. Da sollte ich wieder voll fit sein. Dieses Jahr ging meine Raja auch mit. Das sollte a Gaudi werden! Endlich war’s soweit. Zuerst waren wir viele Tage, längere Zeit also, in einem tollen Wald im Spessart mit vielen Rehen, Hirschen, Sauen und Füchslein. Dort konnten Raja und ich uns beim Stöbern austoben. Mein Herrl sollte ja mit unserer Arbeit zufrieden und glücklich sein. Da hörten wir oft seine Lobeshymnen „guater Bua und super Hexle!“

Das spornte uns so an, dass wir in Salzburg bei einer Gatterjagd die Schwarzkittel grad so zum Laufen brachten. Einer dieser riesigen Keiler nahm mich so auf seine Waffen, dass ich operiert werden musste. Ich hörte Bruno, mein Herrl, unserem Frauerl Gertraud berichten, dass es sehr knapp war und ich mein kostbares Leben fast ausgehaucht hätte.

Zurück zu Hause erholte ich mich nach gewohnter Manier recht rasch. Also, ich muss schon anmerken, es hat was, einfach nur gemütlich im Warmen zu liegen, die verdienten Streicheleinheiten und Koseworte einzufordern. Ihr werdet euch denken, Zirbel hat dieses Jahr genug Dramatisches erlebt und seine Schutzengel hatten grad so zu tun! Nein, ich setz noch eins drauf.

In ein tiefes Schneeloch gerutscht

Am Silvestertag fuhren wir drei, Bruno, Raja und ich auf eine Jagd bei unserem vorher schon lobend erwähnten Freund Sepp. Christoph und Reini, die bei meiner Errettung aus dem Fuchsbau auch ihren Einsatz erbracht hatten, waren mit von der Partie. Los gings, auf und ab, hin und her. Der Schnee war hoch – für uns – und bedeckte ein Loch. In dieses rutschte Raja. Natürlich ich ihr helfend nach und schon saßen wir beide fest. Nichts zu machen, wir konnten nicht raus. Der Schnee war so leicht, dass kein Entkommen möglich war. Wir hörten viele Rufe und Pfiffe, aber keiner schaute beim Loch runter. Ich konnte bellen so viel ich wollte, nichts! Es wurde mittlerweile zum dritten Mal dunkel. Wir hatten Angst. Dann regnete es, der Schnee wurde griffig. Als es wieder hell wurde, versuchten wir es wieder, und siehe da, wir schafften es mit einigen Anstrengungen aus der Falle zu entkommen. Jetzt wussten wir auch sofort den Weg zurück, wo alles begonnen hatte. Bruno sei Dank, er hatte uns einen warmen Umhang mit seinem Duft dort abgelegt. Kurze Zeit später erblickten wir Sepp, der uns mit Tränen in den Augen begrüßte. Aus dem nächsten Auto sprangen unser Frauerl mit Herrl und Aura, unserer Tochter. Sie schlossen uns in ihre Arme. Alle führten wir einen Freudentanz auf. Das wohlige Gefühl in Sicherheit zu sein durchströmte uns. Im Auto versorgte unser Frauerl uns mit Guzzis. Auf sie ist halt Verlass! Zurück zu Hause wurde auf uns ausgiebig angestoßen und gefeiert.

In diesem Jahr hatte ich Aufregung genug! Ein Neues beginnt gerade.

Bald hätte ich’s vergessen! Raja und ich haben ja so einige Prüfungen abgelegt: Die machen wir besonders zur Freude von unserem Bruno!

Gertraud Tusch